Warum Workshops oft verpuffen -
und wie Führungskräfte nachhaltiges Lernen in der Organisation verankern können

Workshops gelten in vielen Organisationen als Allheilmittel für Veränderung: Ein Tag voller Input, methodischer Übungen und motivierender Impulse – und schon soll sich im Arbeitsalltag etwas bewegen. In der Praxis zeigt sich jedoch häufig: Die Begeisterung flaut schnell ab, das Erlernte versickert, und der Alltag gewinnt die Oberhand. Der Workshop wird zur gut gemeinten, aber wenig nachhaltigen Investition.
Aus unserer Beratungspraxis wissen wir: Wissen allein verändert noch nichts. Entscheidend ist, wie gelernt wird – und ob das Lernen tatsächlich den Weg in den organisationalen Alltag findet.
Lernen ist mehr als Wissenstransfer: Das 70-20-10-Modell
Ein hilfreicher Blickwinkel bietet das 70-20-10-Modell des Lernens (McCall/Lombardo/Eichinger, 1996). Es besagt, dass nachhaltiges Lernen zu:
- 70 % durch praktische Erfahrungen im Arbeitskontext entsteht (learning by doing),
- 20 % durch sozialen Austausch , z. B. durch Feedback, Coaching oder gemeinsames Reflektieren,
- 10 % durch formale Weiterbildung , also Trainings, Seminare oder Workshops.
Workshops adressieren vor allem die „10 %“. Sie sind wichtig – aber eben nur ein kleiner Teil eines größeren Ganzen. Wer den Workshop als alleiniges Lerninstrument versteht, setzt auf das schwächste Glied der Lernkette.
Warum Workshops alleine nicht reichen
Die zentrale Herausforderung: Workshops bieten eine Momentaufnahme. Sie vermitteln Know-how, aber ohne passende Strukturen und konsequente Nachbereitung bleibt der Praxistransfer aus. Führungskräfte beklagen dann zu Recht, dass „nichts hängen bleibt“ oder sich „trotz der vielen Trainings nichts ändert“.
Lernen muss eingebettet werden – in den Arbeitsalltag, in Routinen, in das Miteinander im Team. Erst wenn Wissen angewendet, reflektiert und weiterentwickelt wird, entsteht echte Veränderung.
Die Alternative: Agile Strukturen für iterativen Wissensaufbau
Anstelle von punktuellen Trainings setzen wir auf einen anderen Weg: den Aufbau agiler Lernstrukturen , die kontinuierliches, praxisnahes Lernen ermöglichen.
Das bedeutet zum Beispiel:
- Lernzyklen etablieren , etwa nach dem Prinzip von Sprints: kleine, regelmäßige Lerneinheiten mit konkreten Praxisexperimenten.
- Peer-Learning und kollegiale Reflexion fördern , z. B. durch Lern-Tandems oder Learning Circles.
- Führungskräfte als Lernarchitekten stärken , die nicht nur Wissen weitergeben, sondern den Raum für Entwicklung und Fehlerkultur gestalten.
So entstehen mit der Zeit neue, positive Gewohnheiten im Umgang mit Innovation, Veränderung und Lernen. Die Organisation wird nicht „geschult“, sondern lernt zu lernen – iterativ, partizipativ und wirksam.
Was tun?
Statt auf einzelne Workshops zu setzen, investieren Führungskräfte in Lernprozesse , nicht in Lern-Events. Sie schaffen Strukturen, in denen kontinuierliches Lernen Teil der täglichen Arbeit wird. Sie ermutigen Teams, Wissen auszuprobieren, Erfahrungen zu reflektieren und gemeinsam weiterzuentwickeln. Und: Führung geht mit gutem Beispiel voran. Das ist der stärkste Hebel für Lernkultur. Wer selbst sichtbar lernt, inspiriert andere, es ihm gleichzutun.





